+43 664 88654465 office@lebenskost.at

Wenn sich der Darm gegen Sorbit wehrt

Die Sorbitintoleranz gehört neben der Laktoseintoleranz und der Fruktosemalabsorbtion zu den häufigsten Kohlenhydratunverträglichkeiten. Doch was ist Sorbit eigentlich genau? Wo kommt es vor? Was passiert bei einer Sorbitunverträglichkeit und wie stellt man diese fest? All diese Fragen möchte ich in diesem Beitrag beantworten und dir mehr zur Sorbitintoleranz (oder auch Sorbitunverträglichkeit) erklären.

Was ist Sorbit eigentlich genau?

Sorbit ist ein sogenannter Zuckeraustauschstoff/Zuckeralkohol und kommt in natürlicher Form in einigen Lebensmitteln wie Früchten vor. Es kann aber auch industriell aus Weizen- oder Maisstärke gewonnen werden. Sorbit hat eine Süßkraft, die ungefähr der Hälfte von Zucker entspricht und hat auch weniger Kalorien als Zucker. Die Lebensmittelindustrie weiß die zahlreichen Eigenschaften von Sorbit zu schätzen und setzt es gerne als Süßungsmittel in zuckerreduzierten Produkten ein. Weiters wird es oft als Feuchthaltemittel oder Zusatz- und Konservierungsmittel vielen Produkten zugesetzt.

Sorbit gilt als sicherer Lebensmittelzusatzstoff, der in geringen Mengen von den meisten von uns problemlos vertragen wird. In großen Mengen kann Sorbit aber auch bei Menschen ohne Sorbitintolernaz zu Beschwerden führen. Daher findet man auf vielen sorbithaltigen Produkten auch den Hinweis – „kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“.

Bei Menschen mit einer Sorbitintoleranz kann Sorbit aber schon in sehr geringen Mengen zu Symptomen führen.

Was geschieht bei einer Sorbitinoleranz im Körper und wie macht sie sich bemerkbar?

Essen wir etwas Sorbithaltiges, so gelangt das Sorbit normalerweise durch die Dünndarmwand ins Blut und von dort aus weiter zur Leber, wo es verstoffwechselt wird.

Bei einer Sorbitintoleranz ist jedoch die Aufnahmefähigkeit von Sorbit über die Darmwand gestört und es kann nicht ausreichend aufgenommen und verdaut werden. Die Sorbit-Reste gelangen weiter in den Dickdarm. Dort werden sie von unseren Dickdarmbakterien abgebaut. Bei diesem Vorgang entstehen Gase und kurzkettige Fettsäuren, wodurch es zu den typischen Beschwerden wie Blähungen, Übelkeit, Bauchschmerzen oder Durchfall kommt. Aber auch Müdigkeit, Kopfschmerzen, Mundgeruch oder häufiges Aufstoßen können Symptome einer Sorbitintoleranz sein

Wie erfolgt die Diagnose einer Sorbitintoleranz?

Klassischerweise wird die Diagnose durch den sogenannten H2-Atemtest (Wasserstoff-Atemtest) gestellt. Bei diesem Test muss man zuerst eine Sorbitlösung trinken und dann nach gewissen Zeitabständen in ein dafür vorgesehenes Gerät blasen, welches den Wasserstoffgehalt in der Atemluft misst.

Der Wasserstoff entsteht durch den Sorbit-Abbau der Darmbakterien im Dickdarm. Anschließend gelangt er in die Blutbahn und wird durch die Lunge abgeatmet. Aus diesem Grund kann man die H2-Konzentration in der Atemluft messen und sagen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine Sorbitintoleranz vorliegt.

Gut zu wissen: Nach einer gestellten Diagnose ist es wichtig eine entsprechende Ernährungstherapie und -beratung durch DiätologInnen oder ÄrztInnen in Anspruch zu nehmen. Denn eine Sorbitintoleranz lässt sich gut in den Griff bekommen. Durch eine Ernährungstherapie kann man die Symptome bekämpfen, die individuelle Toleranzgrenze herausfinden und somit die Lebensqualität steigern.

Solltest auch du von einer Unverträglichkeit/Intoleranz betroffen sein, scheue dich bitte nicht und kontaktiere mich oder eine meiner Kolleginnen – wir helfen gerne weiter 🙂

Wie funktioniert die Ernährungstherapie bei Sorbitintoleranz?

Eine Ernährungstherapie richtet sich ausschließlich nach den individuellen Symptomen und erfolgt in drei Phasen.

  1. Die Karenzphase

In dieser ersten Phase verzichtet man für 2 Wochen vollständig auf sorbithaltige Lebensmittel und Produkte. Sie dient dazu die Beschwerden so gut wie möglich zu reduzieren und den Darm zu entlasten.

  1. Die Testphase

Im Anschluss an die Karenzphase wird nun schrittweise die Menge an Sorbit ausgetestet, die vertragen wird. Nach und nach werden wieder Lebensmittel mit Sorbit in den täglichen Speiseplan aufgenommen. Dabei ist es wichtig klein anzufangen und mit kleinen Portionen zu starten, da die Verträglichkeit vor allem mit der Menge an Sorbit zu tun hat. Hier gilt es viel zu probieren und auf den eigenen Körper zu hören. Als Unterstützung kann ein Ernährungstagebuch oder -protokoll helfen, wo Lebensmittel, Menge und Uhrzeit und das Auftreten möglicher Beschwerden notiert werden.

Ziel ist es die eigene, persönliche Toleranzgrenze herauszufinden. Die Individualität ist hier deswegen so wichtig, weil jeder Körper und jeder Darm ein bisschen anders tickt.

  1. Die sorbitangepasste Dauerernährung

In dieser Phase weiß man schon recht gut welche Mengen an Sorbit bzw. sorbithaltigen Lebensmitteln vertragen werden und kann diese gut in den täglichen Speiseplan integrieren.
An oberster Stelle stehen hier die Beschwerdefreiheit und eine ausgewogene Ernährung, mit der man alle Bedürfnisse des eigenen Körpers decken kann.

 

Die Frage, die jetzt wahrscheinlich schon am meisten brennt
Wo steckt es nun überall drinnen?

Sorbit kommt in einigen Obstsorten und den Erzeugnissen daraus vor.

Es ist aber wichtig zu sagen, dass der Sorbitgehalt natürlichen Schwankungen unterliegt und von Sorte zu Sorte verschieden sein kann, wodurch dann auch die Verträglichkeit unterschiedlich ist (z.B. eine Apfelsorte wird besser vertragen als eine andere).
Hier gilt es sich in der Testphase vorsichtig heranzutasten.

Einige Beispiele für sorbithaltige Lebensmittel sind:

  • Pfirsich, Nektarine, Marille, Pflaume, Zwetschke, Apfel, Birne, Weintrauben, Erdbeeren, Datteln, Kirsche -> alle diese Obstsorten auch als Trockenfrüchte oder in Form von Säften und Marmeladen
  • Müslimischungen mit Trockenfrüchten, Müsliriegel
  • Zuckerreduzierte Produkte, zuckerfreie Kaugummis
  • Rotwein
  • bei fertigen und abgepackten Produkten wie Kuchen, Muffins, Toastbrot, aber auch bei Fleischfertiggerichten, Aufstrichen, etc. kann Sorbit als Zusatzstoff enthalten sein (es empfiehlt sich also die Zutatenliste etwas genauer durchzulesen)

Gibt es auch Obst ohne Sorbit?

Ja das gibt es 🙂

Das waren jetzt sehr viele Lebensmittelbeispiele, die Sorbit enthalten. Vor allem beim Obst scheint es fast so, als würde nicht viel übrig bleiben ohne Sorbit – doch keine Sorge, es gibt zahlreiche leckere Früchte, die kein Sorbit enthalten und bedenkenlos gegessen werden können. Beispiele dafür sind:

  • Ananas, Banane, Orange, Mandarine, Melone, Kiwi, Mango, Zitrone, Holunderbeere, Stachelbeere, Preiselbeere
  • Beerenobst wie Heidelbeere, Himbeere, Johannisbeere ist sorbitarm und wird meist gut vertragen

Ich möchte allerdings noch einmal darauf hinweisen, dass nicht pauschal gesagt werden kann, welche sorbithaltigen Lebensmittel vertragen werden und welche nicht. Es muss die eigene Verträglichkeit ausgetestet werden! Wir Diätologinnen unterstützen dich sehr gerne auf diesem Weg.

 

Weitere Tipps und Infos rund um die Sorbitintoleranz:

  • Sorbit besitzt die E-Nummer E420. Weitere sorbithaltige E-Nummern sind: E432, E433, E434, E435 und E436.
  • Sorbit in seiner Reinform muss auf allen abgepackten Lebensmitteln angeführt werden, solange es als Zusatzstoff gezielt eingesetzt wird – lese daher immer die Zutatenliste von Fertigprodukten.
  • Die Kombination sorbithaltiger Lebensmittel mit fett- und eiweißhaltigen Zutaten, beeinflusst die Verträglichkeit positiv. Beispielsweise ist eine Birne mit Joghurt oft besser verträglich, als wenn die Birne alleine verzehrt wird.
  • naturbelassenes Gemüse (alle Sorten) ist in der Regel gut verträglich – auch wenn einige Gemüsesorten etwas Sorbit enthalten, ist die Menge in der Regel so gering, dass sie nicht relevant ist. Bei verarbeitetem Gemüse (z.B. eingelegte Paprika) ist allerdings die Zutatenliste zu beachten.
  • Achte auch auf Mannit, Isomalt, Xylit & Co – nicht selten bereiten andere Zuckeralkohole wie Mannit (E421), Lactit (E966), Isomalt (E953), Maltit (E965) ebenfalls Beschwerden. Finden Sie heraus, ob Sie auch auf Birkenzucker/Xylit (E967) sensibel reagieren. Kleine Mengen werden häufig besser vertragen, aber auch hier gilt, die individuelle Verträglichkeit zu testen.
  • Lebensmittel mit dem Zusatz „zuckerfrei“ oder „zuckerreduziert“ enthalten sehr oft Sorbit
  • Spuren von Sorbit sind meist gut verträglich – eine Sorbitintoleranz ist keine Allergie, bei der kleinste Spuren gemieden werden müssen und ist nicht lebensbedrohlich!
  • Frisch gekocht ist halb gewonnen

Zu guter Letzt gibt es noch ein Rezept für eine tropische Topfencreme mit Sorbit-freiem Früchtecrunch.
Da die meisten Früchtemüslis/Granola und viele fruchtige Desserts sorbithaltig sind, habe ich hier eine passende Alternative für dich 🙂

tropische Topfencreme mit sorbitfreiem Früchtecrunch

die zubereitung

So geht’s …

Für die Topfencreme die Mango und Ananas schälen und in kleine Stücke schneiden. Den Topfen zusammen mit dem Zucker, den geschnittenen Früchten und dem Orangensaft glattrühren. Je nach Geschmack kann noch nachgesüßt werden.

Für den Crunch die getrockneten Früchte mit einem großen Messer klein hacken und in eine Schüssel geben. Die Nüsse ebenfalls etwas hacken und zusammen mit der gepufften Hirse, der zerdrückten Banane und dem Rapsöl in die Schüssel geben. Nun alles kräftig durchmischen und die Masse auf ein mit Backpapier belegtes Blech geben, glattstreichen und bei 180˚C rund 15 Minuten backen, bis es schön braun ist (eventuell bei der Hälfte der Zeit durchmischen).

Die Topfencreme in Schälchen oder Gläser füllen und mit dem Früchtecrunch bestreuen.

die zutaten

Das brauch‘ ich…

 

Für die Topfencreme:

  • 250 g Magertopfen
  • 20 g Zucker
  • 100 g frische Mango
  • 50 g frische Ananas
  • Saft einer 1/2 Orange

Für den Früchtecrunch:

  • 30 g Bananenchips
  • 30 g getrocknete Mango (sonnengetrocknet)
  • 30 g Nüsse (je nach Geschmack)
  • 20 g Hirse gepufft
  • 1/2 reife Banane
  • 1 EL Rapsöl